95 Jahre Schneider – wir blicken zurück

Heute vor 95 Jahren wurde die Firma Schneider gegründet. Grund genug, diese Zeit Revue passieren zu lassen.

Das heute als Draht- und Metallwarenfabrik Philipp Schneider GmbH im Bad Kreuznacher Ortsteil Bad Münster am Stein-Ebernburg firmierende Unter­nehmen SCHNEIDER wurde am 01.07.1927 als kleine Drahtwaren­fabrikation in seiner Heimatstadt Weidenhausen in Hessen durch Herrn Philipp Schneider (23.10.1879 – 12.01.1968) gegründet. Philipp Schneider war damals als junger Mann Repräsentant des Verbandes deutscher Drahtstift-Fabrikanten und zu dieser Zeit Generalvertreter einer Kölner Draht- und Kabelfabrik.

Mit der manuellen Weiter­verarbeitung von industriell vorge­fertigten Webelitzen, Webe­geschirren und Rietdraht für die Webereiindustrie wollte er in seiner oberhessischen Heimat dazu beitragen, die damals auch dort spürbaren Arbeitsmarktfolgen der Weltwirtschafts­krise zu überwinden.

Das von Philipp Schneider vertretene Drahtwerk aus Köln brachte in den 1930er Jahren als Neuentwicklung einen Spanndraht für Weinberge auf den Markt. Bei seinen Präsentationen auf Weinmessen und in den Weinkellereien im Rheingau wurde Philipp Schneider sehr häufig darauf angesprochen, dass es für die Sektherstellung in Deutschland einen sehr dringenden Bedarf an Drahtverschlüssen für das Verschließen der Sektflaschen gab. Damals waren diese traditionellen Verschlüsse nur in der Champagne zu erhalten, der Import aus Frankreich umständlich und teuer und auch nicht in ausreichender Menge verfügbar.

Zusammen mit dem Maschinenbau­ingenieur Willi Christ entwickelte und baute Philipp Schneider seine erste halbautomatische Produktionsmaschine zur Fertigung dieser „Drahtkörbchen“ für Sektflaschen. Er produzierte diese Verschlüsse ab 1939 für den hiesigen Markt., Zwei Jahre vorher hatte er für den Unternehmer Hanss in Mainz geschweißte Drahtringe für das Festhalten der in Deutschland üblichen Bügelverschlüsse auf den Sektflaschen in sein damals kleines Draht­waren­programm aufgenommen. Viele Jahre später, nach dem Tod von Herrn Hanss, wurde das Inventar der Metallwarenfabrikation Hanss von SCHNEIDER übernommen, ohne jedoch das am Markt inzwischen unbedeu­tende Unternehmen weiterzu­führen. Philipp Schneider konnte sein neues Produkt, das er zunächst an einige Sektkellereien in Deutschland verkaufte, durch die Verbindung mit dem aus Hamburg stammenden Importeur Hans Jensen (Budde & Westermann) in New York damals schon auf den amerikanischen Markt exportieren.

Im Jahr 1941 verlegte Philipp Schneider seine Produktion nach Flörsheim am Main – in die Nähe der seinerzeit führenden deutschen Sekt­kellereien im Rheingau. Nach kriegs­bedingtem Stillstand lief die Produktion 1946 wieder an. Im gleichen Jahr wurde auch der Export nach den USA wieder aufgenommen. Für den deutschen Markt dagegen wurden wegen der schwierigen Materialbeschaffung die Sekt­flaschen­verschlüsse aus dünnen Blechbändern hergestellt, optisch angelehnt an die sogenannten französischen Agraffen, mit denen während des Gärprozesses die zum Lagern bestimmten Champagner­flaschen vor dem Auslaufen geschützt wurden.

Nach der altersbedingten Übergabe des Unternehmens von Philipp Schneider auf seine Kinder, Frau Erika Leibenguth geb. Schneider und Dr. Ernst Schneider im Jahr 1957 und der anschließenden Umwandlung in eine Kommandit­ge­sellschaft wurde dann 1961 unter dem Geschäftsführer Günter Leibenguth in Ebernburg an der Nahe, damals Landkreis Rockenhausen, eine neue Produktionsstätte gebaut. Die Gesellschafter verlegten am 1. Juli 1962 die Verwaltung und die Produktion nach Ebernburg. Das Produktionsprogramm von SCHNEIDER umfasste in­zwischen neben den Sektflaschen­ver­schlüssen noch eine breite Palette von Drahtmassenartikeln, wie Gardinenhaken, Sicherungs­splinten, Spann­klammern, kleineren Gitterrosten und ähnlichen Drahtbiegeteilen.

Frau Erika Leibenguth
Herr Günter Leibenguth

Damals wurden in Ebernburg mehr als 30 Arbeitsplätze geschaffen und dazu noch 100, später bis zu 200 Heimarbeiter aus dem näheren Umkreis. Diese waren für das manuelle Zusammensetzen der zunächst maschinell vorgeformten Drahtteile zu den für die Kellereien verarbeitungs­fertigen Sekt­ver­schlüssen beschäftigt.

Die mit den neuen Räumlichkeiten geschaffene Bewegungsfreiheit und eine permanente Weiterentwicklung und Vollauto­matisierung der Produktions­maschinen unter dem Betriebsleiter Dipl.-Ing. Heinz Niebling brachte dem Unternehmen in wenigen Jahren einen erheblichen Marktanteil im Inland und einen Exportanteil von zeitweilig über 50 % seiner Produktion. Eine effiziente Verwaltung wurde aufgebaut und neues Personal eingestellt. Verstärkte Verkaufsaktivi­täten und Zusammenarbeit mit Händlern in vielen Ländern prägten diese Entwicklungsjahre. Die hier hergestellten Verschlüsse für Sektflaschen gingen in alle Erdteile. Geliefert wurde an Kellereien in allen Weinländern Europas, nach Nord- und Südamerika, Südafrika, Australien, Japan und in die damalige Sowjetunion.

Nach und nach wurde die Produktion der übrigen Drahtmassenartikel eingeschränkt und eine fast ausschließliche Spezialisierung auf den SCHNEIDER-Verschluß prägte die Geschäftspolitik

In diese Zeit, Anfang der 1970er Jahre, fiel die Vereinbarung der ersten ausländischen Kooperation in der Firmengeschichte der SCHNEIDER mit der F. Valentin S.A. in Epernay/Frankreich, mit dem Ziel des gegenseitigen Vertriebes der Produkte auf dem jeweiligen nationalen Markt. VALENTIN, gegründet 1850, war damals der wohl führende Hersteller von Muselets (Drahtverschlüsse) in der Champagne.

Die Kellereitechnik erlebte in dieser Zeit eine rasante technische Entwicklung, die von den Zulieferanten für Flaschen, Korken und Verschlüssen eine ständige Anpassung und Verbesserung ihrer Produkte verlangte. Qualitätsstandards für Drahtverschlüsse wurden bei Schneider entwickelt und vom Markt in der Folge als allgemein verbindlich übernommen. Ein qualitätsorientiertes Per­so­nal bei Schneider schaffte die Grundlage für die Marktposition, die sich das Unternehmen in diesen Jahren erarbeitet hat.

1977 – 50 Jahre Schneider: das erste große Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Als Dankeschön für die geleistete Arbeit und die Treue der Mitarbeiter zum Unternehmen, fuhr die gesamte Mannschaft mit (Ehe-) Partnern nach Paris und erlebte dort ein schönes und erlebnisreiches Wochenende im Kreis der Schneider-Familie.

Cav. Bruno Getto
Herr Gerhard Schläfer
Herr Peter Perlich

Im Jahre 1977, die Geschäftsführung war inzwischen auf die dritte Generation der Familie in der Person des Schwieger­sohnes der Eheleute Erika und Günter Leibenguth, Herrn Peter Perlich und auf den zum Geschäftsführer berufenen langjährigen Prokuristen Gerhard Schläfer überge­gangen, erwarb das Unter­nehmen eine aktive Beteiligung an der im Jahr 1956 von Cav. Bruno Getto gegründeten italienischen Gesellschaft I.C.A.S. SpA. in Ivrea und zugleich auch an deren Tochter­gesellschaft HITE SA in San Sadurni, Spanien und erweiterte sich mit diesen Partnern endgültig zur europäischen SCHNEIDER-GRUPPE. Die nunmehr in einer Firmengruppe verbunde­nen Unternehmen waren bisher schon in ihren Ländern jeweils Marktführer in der Her­stellung und dem Vertrieb dieser Drahtverschlüsse für Sekt- oder Cham­pagner­flaschen. Gemein­sam wurde dann im Jahr 1987 in Reims in der Champagne die I.C.A.S. FRANCE Srl als Vertriebs­gesellschaft für den französi­schen Markt gegründet und in den damaligen Jahren auch die SBT-Vertriebsgesellschaft für Sektkorken in Italien als Tochter­gesellschaft der ICAS SpA.

Die Folgejahre waren für SCHNEIDER und die Firmen­gruppe sehr erfolgreiche Wachs­tums­jahre in Europa. In den Konstruktions­büros von SCHNEIDER und ICAS und den technischen Werkstätten in Italien und Deutschland wurden neue und bessere Produktions­maschinen für die Herstellung der Drahtver­schlüsse entwickelt und in großer Anzahl gebaut. So stieg in diesen Jahren nicht nur die Gesamtproduktion der Firmengruppe mit jährlich zweistelligen Zuwachs­raten, sondern es wurde auch ein hoher Marktanteil im Export auf dem gesamten Weltmarkt für Champagner-Ver­schlüsse erreicht.

In den 1980er Jahren wurden zudem in enger Koope­ration mit den Seitz-Werken in Bad Kreuznach, als deutscher General­unter­nehmer in Russland, die bei ICAS in Italien entwickelten und dort gebauten Herstellungs­maschinen für Draht­verschlüsse in die damalige UdSSR verkauft und dort in Betrieb genommen zur Automatisierung der noch staatlichen Sekt­produktion in Russland. Für die Abwicklung dieser jahrelangen Geschäfts­beziehung gründete SCHNEIDER eine Tochtergesellschaft in Italien, die als SCHNEIDER ITALIA Srl bis zum Jahre 1997 in Mailand bestand.

Die Zusammenarbeit mit I.C.A.S. war von Anfang an sehr familiär. Damit sich alle Mitarbeiter beider Firmen kennenlernen konnten, wurde im Mai des Jahres 1983 ein Ausflug nach Ivrea organisiert. „Offizieller“ Anlass war damals ein Fußballspiel. Die Schneider-Mannschaft verlor haushoch… Kein Wunder, nach dem üppigen Abendessen und den vielen „Digestivi“…

Zu einer Hinrunde gehört auch eine Rückrunde. So erfolgte im Oktober dann der Gegenbesuch. Dass wir unseren Heimvorteil ausnutzten und diese Partie gewinnen konnten, ist selbstredend.

Diese gegenseitigen Besuche waren natürlich DIE HIGHLIGHTS für die Mitarbeiter und von keiner anderen Veranstaltung zu toppen. Die Geschäftsleitung organisierte im Mai 1989 ein weiterer Betriebsausflug nach Ivrea und dieses Mal sogar mit (Ehe-)Partnern.

Die Fahrt nach Italien führte über Basel nach Montreux am Genfer See bis zum Lago di Viverone, wo ein komplettes Hotel zu unserer Verfügung stand. Natürlich durfte auch dieses Mal eine Betriebsbesichtigung bei I.C.A.S. nicht fehlen.

„Betrieb eine Perle der Region“

Landrat besuchte Schneider & Co. in Bad Münster am Stein-Ebernburg

BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG
14. Juni 1995 – Wohl kaum ein Besucher vermutet hinter dem schmucken, im Grünen gelegenen Gebäude der Firma Schneider & Co. am Ortsausgang den Sitz eines weltweit produzierenden Mutterunter­nehmens. Und noch weniger Leute werden wissen, dass Firmengründer Philipp Schneider 1927 mit der Herstellung kleiner Drahtkörbchen ein Produkt begann, das noch heute auf Sektflaschen aller Herren Länder „thront“ und die Flaschenkorken vor dem „In-die Luft-gehen“ bewahrt. Gemeint sind die Sektflaschenver­schlüsse aus Spanndraht – erste „Hürde“ jedes Sektgenießers, wenn er eine Flasche öffnen will.

 „Hier perlt nicht nur der Sekt, sondern das Unternehmen ist auch eine Perle der Region“, stellte Landrat Karl-Otto Velten gestern bei einer Besichtigung des Betriebes im Gespräch mit den beiden Geschäftsführern fest.

von Links nach Rechts: Herr Gerhard Schläfer, Herr Landrat Velten, Herr Peter Perlich
EPA 500 Schneider

Im Jahre 1986 wurde die bisher dominierende Drahtverschluss-Produktion in Ebernburg unter dem Betriebsleiter Heinz Niebling und später seinem Nachfolger Dipl.-Ing. Werner Philippsen erweitert durch die Entwicklung und den Bau von Transport- und Handlingsanlagen für Flaschenverschlüsse und Flaschenkapseln. Diese elektronisch gesteuerten Entpackungs- und Zuführsysteme werden direkt in den Füllstraßen der in- und ausländischen Kellereien installiert und schließen die Lücke zwischen Herstellung der Verschlüsse und ihrer vollautomatischen Verarbeitung in den Kellereien. Jahrelange Erfahrung auf dem Verschluss-Sektor, technische Innovation und gutes Fachpersonal ermöglichten die Erweiterung der herkömmlichen Produktpalette um diesen Anlagen- und Servicebereich unter dem Namen SCHNEIDER-handling.

Zum 1. Juli 1991 erwarben die Familien Leibenguth/Perlich die Gesellschaftsanteile der HOFMEIER GmbH in Mainz, eine seit 1926 bestehende Metallwarenfabrik, die ebenfalls in der Produktion von Drahtverschlüssen und Drahtmassenteilen tätig war. Die Produktion wurde damals unter enger Verzahnung mit der SCHNEIDER fortgeführt, später aber in Folge der zunehmenden Konzentration auf dem deutschen Sektmarkt eingestellt.

Secco Kordel Schneider

Ein bei SCHNEIDER neu entwickelter Verschluss aus Hanfdraht mit innen­liegendem Drahteinsatz knüpft für eine neue Ausstattungsvariante der schäumen­den Weine an die alte Tradition der Kordel­verschnürungen aus der Champagne an. 2004 kam die erste von der Konstruktionsabteilung entwickelte und patentierte Hochleistungs-Kordelaufsetzmaschine (KOM 4500) auf den Markt.

In Ergänzung des eigenen Herstellungspro­gramms wurden von der SCHNEIDER in den 90-er Jahren Handelsbeziehungen mit Herstellern von Sektkorken in Portugal und von Sektkapseln aus Italien geknüpft und die von dort bezogenen Produkte in Ergänzung des vielfältigen Verschluss­angebotes aus der eigenen Firmengruppe unter der Verantwortung des Prokuristen Bert Hütchen zusätzlich auf dem deutschen Markt verkauft.

1997 war ein ereignisreiches Jahr – wir feierten den 70. Jubiläum und 20 Jahre Zusammenarbeit mit I.C.A.S.

Eine Branche und ein Markt im stetigen Wandel –

Neue Herausforderungen in der Produktentwicklung und der ständigen Produkterweiterung sind die wiederum neuen Herausforderungen für die SCHNEIDER-Gruppe zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Um der ständig steigenden Nachfrage nach inländisch hergestellten Sekt- und Weinkapseln gerecht zu werden, wurde 2003 die Kapselfabrik Schneider GmbH gegründet. Diese produziert in einer eigens dafür gebauten Halle auf dem Gelände der Firma Schneider.

Richtfest
Frau Leigenguth mit Urenkelin und Herrn Schläfer

Ein weiterer Meilenstein in unserer Firmengeschichte ist die Zertifizierung nach ISO 22000 durch den TÜV Süd im Jahr 2009. Durch diese Zertifizierung stellen wir die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel entlang der Produktionskette sicher.

2012 wurde die Firma Pfefferkorn & Co GmbH und die Pfefferkorn & Reiter GmbH in unsere Gruppe aufgenommen. Seit 2022 ist Pfefferkorn & Co GmbH unsere Muttergesellschaft. Die Pfefferkorn-Schneider-Gruppe, das sind die Draht- und Metallwarenfabrik Philipp Schneider GmbH, die Kapselfabrik Schneider GmbH und die Pfefferkorn & Co GmbH schöpfen alle Vorteile eines solchen Zusammenschlusses aus und arbeiten buchstäblich Seite-an-Seite und eng zusammen. So teilen wir uns nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch das Controlling, die IT und das Marketing.

 

Zusammen mit den europäischen Partnern wurde im Laufe der vergangenen Jahre und über drei Generationen eine Firmengruppe aufgebaut, die vor 95 Jahre durch Herrn Philipp Schneider begründet wurde. In sämtlichen Weinländern der Welt sind unsere Kunden zu finden und heute sind nicht mehr nur Drahtverschlüsse, sondern auch Maschinen und Anlagen aus unserer Firmengruppe in Kellereien rund um die Welt im Einsatz.

 

Auf der Grundlage von Texten von Herrn Gerhard Schläfer

Aussenansicht Pfefferkorn
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